Re: Funktion und Modellierung von Transistor-Filtern

Knolles ELEKTRONIK Forum

Geschrieben von Theodor Wadelow am 04. August 2018 21:43:05:

Als Antwort auf: Re: Funktion und Modellierung von Transistor-Filtern geschrieben von Martin Förster am 04. August 2018 01:21:51:

Hallo Martin,

>>In naive Worte gepackt: Je höher der Strom durch den Transistor, desto kleiner muß sein Basis-Emitter-Widerstand sein
>>um bei gegebener Spannung diesen Strom fließen zu lassen. Dieser variable Basis-Emitter-Widerstand wird nun als 'R' in ein
>>R-C-Glied gepackt dessen Grenzfrequenz somit verstellbar ist.
>Sowas hatte ich mir schon gedacht. Jetzt frage ich mich, warum man den variablen R nicht einfach in Software veriieren kann?
Das kommt wohl auf die Tiefe der Simulation an. Wenn Du mich bitten würdest, Dir eine menge x von Samples in Software durch
einen Tiefpass 4. Ordnung zu schicken würde ich dir entweder was mit 2 Fouriertransformationen oder FIR oder IIR-Filtern bauen
wollen. Aber das wäre dann kein simulierter Moog-Filter mehr. Die Spezialität der Selbst-Oszillation des Filters wäre dann auch
dahin, aber ein IIR-Filter könne dass vielleicht auch. Oszillationen in IIR-Filtern sind sonst wie die Pest zu vermeiden, aber
hey, Tuning ist Kundensache. Diese 3 Methoden gehen aber alle nicht verzögerungsfrei, eine Fouriertransformation hat eine
Blockgröße und die *IR-Methoden haben eine Durchlaufzeit durch das Schieberegister, wenn ich das richtig verstehe.
Für ein sampleweise Simulation bietet es sich also ggf. an, die zugrundeliegende Differenzialgleichung schrittweise auf dem
Eingangssignal laufen zu lassen. Das ist allerdings meine Theorie dazu, ich muß mit praktischem Erfahrungswissen zu tatsächlicher
Echtzeit-Filterung leider passen.
Die 'originalgetreue' Simulation machen die Leute nur, damit das Simulationsergebnis auch wirklich originalgetreu wird.
Die älteren Systeme warten meist nicht perfekt, die Nichtlinearitäten verbucht das menschliche Gehör dann als "warm" und "stilvoll".
Siehe Schallplate versus CD, Röhrenverstärker vs. Op-Amp und so weiter. Wenn man also ein Folgesystem anbeitet, dann sollte
das nicht zu 'gut' sein, sonst mag der Kunde das nicht.

>>Wichtig ist Moog das exponentielle Verhalten der Cut-Off-Frequenz zur Steuerspannung (Vc), was dann einen extem breiten
>>Verstellbereich gibt.
> Ich dachte bisher, dass der exponentielle Verlauf mit dem generellen Verhalten der Synthesizer zu tun hat, die Spannung für jede Oktave zu verdoppeln.
Oktave: Verdopplung der Frequenz; eine(!) Einheit der Spannung mehr == exponentielles Verhalten: f(U) = f0 * 2^U = f0 * exp( ln(2) * U )
> Folglich sollten sich die Filter generell auch so verhalten. Ist denn nun bei den Moogs überhaupt noch etwas anders?
Nö, das mit der Abhängigkeit von Steuerspannugn zu Frequenz muß nicht so sein. Kommt ganz auf die Schaltung und die Bauteilekennlinien an.
Für die westliche Musiktheorie mit der Oktave grundlegendes liegendes Tonintervall ist das einfach nur praktisch.
Und damit, daß Herr Moog einen Schaltkreis gefunden hat, der das Verhalten zeigt und praktisch nutzbar macht, hat er (hoffentlich) Millionen verdient.
Vergessen wir nicht, 1965 war der Transistor noch neu und an Alternativen, wie digitale Filter in Echtzeit auf gesampelte Signale zu legen
wurde zumindest für so "billige" Sachen wie Musik noch nicht zu denken.

-Theo

Antworten:

Knolles ELEKTRONIK Forum

| ©www.HobbyElektronik.de | ©Knolle_P | (©Oliver Pering) |